Datensicherheit im Internet

Streamingdienste: Maßgeschneiderte Musikauswahl gegen Datensätze

Immer mehr Konsumenten hören ihre Lieblingssongs über Streaming-Plattformen. Neben einer monatlichen Gebühr zahlen Musikliebhaber allerdings auch mit Freigabe von personenbezogenen Daten, die von den Diensten erfolgreich vermarktet werden.

Streaming ist in: Ob Napster, Apple Music, oder Spotify, die Geschäftsmodelle der Anbieter sind vergleichbar. Abonnenten oder Gratis-Nutzer wählen aus Millionen verfügbarer Titel und werden zusätzlich mit Titel-Vorschlägen beglückt, die meistens haargenau auf den persönlichen Musikgeschmack passen. Geradezu magisch mutet es an, wie gut der Dienst den eigenen Musikgeschmack kennt und wie zielgenau er Titel und Interpreten identifiziert, die genau diesen Geschmack treffen. Aber dieser Komfort hat natürlich seinen Preis. Branchenexperten sind zur Erkenntnis gekommen, dass die Dienste durch die alleinige Vereinnahmung der Abogebühren kaum überlebensfähig wären. Denn die legalen Streamingdienste müssen hohe Beträge in Lizenzgebühren investieren, um up-to-date zu sein und den Wünschen ihrer User zu entsprechen. Daher ist ihr eigentliches Geschäftsmodell der Datenverkauf. Folglich müssen User, die in den Genuss der schier unendlichen Musikauswahl kommen möchten, sehr großzügige Zugeständnisse machen, was die Nutzung ihrer persönlichen Daten angeht.

Was vor allem CD-Fans am Streaming irritiert, ist die Tatsache, dass die persönliche Playlist nur „geliehen“ ist. Der User erwirbt kein Eigentum am Datensatz, darf das MP3 also außerhalb des Dienstes weder speichern noch kopieren oder auf eine andere Art und Weise nutzen, wie wir es vom herkömmlichen Musikerwerb via CD oder Langspielplatte kennen. Einmal gekauft, dürfen Tonträger nämlich für private Zwecke beliebig kopiert, archiviert und modifiziert werden.

Daten gehen an viele „Partnerunternehmen“

Spotify wurde in Schweden entwickelt und dient als gutes Beispiel für das Geschäftskonzept, das bei den wichtigsten Streamingdiensten absolut vergleichbar ist. Etwa die Hälfte aller Nutzer, das sind laut Angaben der Bundeszentrale für politische Bildung 54 Prozent von weltweit 190 Millionen Usern, nutzen den kostenlosen Spotify-Service. Der gestattet dem schwedischen Unternehmen, dem User regelmäßig personalisierte Werbung einzuspielen. Die basiert natürlich exakt auf den Daten, die der Nutzer Spotify grundsätzlich überlässt. Das sind neben den persönlichen Angaben wie Name, Wohnort, Geschlecht und Alter auch sensiblere technische Daten, wie etwa Browsertyp, IP-Adresse, E-Mail-Adresse, Zahlungsdaten, die Anzahl und Art der Geräte mit Zugriff, Daten aus Cookies, Daten von Bewegungssensoren, Datum und Uhrzeit von Abfragen und Suchen, um nur einige der wichtigsten zu nennen. Mit der Fülle dieser Daten können Werbetreibende sehr individuell komponierte Werbebotschaften an die Musikfans senden.

Wer nicht beim Musikhören von Spotify durch Werbung behelligt werden möchte, entscheidet sich vermutlich bereits nach kurzer Gratisnutzung für das Bezahlmodell, das der Dienst anbietet. Ab knapp 10 Euro im Monat stehen die 40 Millionen Titel dann völlig werbefrei zur Verfügung, und der Musikgenuss der geliehenen Titel erfolgt gänzlich ungestört. Was jedoch nicht heißt, dass personenbezogene Daten in der App sicher sind, auch wenn man bezahlt.

Auch die Daten der zahlenden Kundschaft werden von Spotify und Co. gnadenlos erhoben und mannigfaltig verteilt. Das hat zwar keine direkte Konsequenz auf den Musikgenuss in Spotify selbst, aber spätestens dann, wenn Spotify in Kombination mit anderen Social-Media-Plattformen genutzt wird. Ob Facebook, Google oder Instagram: Die Zusammenarbeit mit Spotify ermöglicht es den Branchenriesen, ihre eigenen User-Profile durch die Anreicherung mit den Spotify-Daten erheblich zu schärfen. Denn: Musik ist ein sehr emotionales Hobby und verrät eine Menge über die aktuelle Stimmung, in der sich der User gerade befindet. Für die individualisierte Werbung auf anderen Kanälen sind die Informationen zum gefühlsmäßigen Befinden von Nutzern bares Geld wert. So wird ein Musikfreund, der sich gerade Urlaubsplaylists zusammenstellt (und sie vermutlich entsprechend benennt), garantiert mit Angeboten überhäuft, die mit dem bevorstehenden Urlaub korrelieren. Wer sich vor der nächsten Laufrunde im Stadtpark noch schnell eine Playlist erstellt, hat bestimmt in absehbarer Zeit interessante Angebote von Sportartikel-Anbietern auf seinen Screens.

Fazit: Wer den Komfort eines Streamingdienstes nutzt, zahlt neben seiner Abo-Gebühr mit personenbezogenen Daten. Die Musikvorlieben sind dabei besonders aussagekräftig, weil sie ein deutliches Bild der aktuellen Gefühlslage zeichnen. Es lohnt sich auf jeden Fall, bei den persönlichen Einstellungen in der jeweiligen App den Datenabfluss so weit zu minimieren, wie es technisch möglich ist.

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