Datenschutzwissen

Negativpreis „Big Brother Award 2024“ verliehen

Bei den Big Brother Awards handelt sich, wenn man so will, um einen Preis für schlechten Datenschutz. Bei der diesjährigen Preisverleihung, die in Bielefeld vorgenommen wurde, zählten sowohl alte Bekannte wie auch neue Unternehmen zu den Preisträgern.

Einmal mehr erweist sich die Bahn als Datensünder

Wenn man dreimal zu den Auserwählten gehört, wirft das schon ein düsteres Bild auf den Umgang mit Daten. Als Fahrgast würde man zur Nutzung des DB-Navigators gezwungen – ein Thema, das auch auf dieser Plattform diskutiert wurde. So wurde von der Jury bemängelt, dass man heute nur noch digital Bahncards und Sparpreis-Tickets lösen könne. Die App aber verwendet Tracker, die abzulehnen unmöglich ist. Verantwortliche der Bahn waren bei der Preisverleihung nicht erschienen. Lapidar hieß es in einem Schreiben aus der Bahnzentrale, man nehme Datenschutz sehr ernst, müsse aber bei der Digitalisierung Schritt halten.

Auch Karl Lauterbach auf dem Treppchen

Am erstaunlichste ist wohl die Nominierung des Bundesgesundheitsministers. Ihm obliegt in seinem Amt auch die Umsetzung des Europäischen Raums für Gesundheitsdaten. In diesem sollen in Zukunft sensible Patientendaten für die medizinische Forschung und Entwicklung bereitgestellt werden. Obwohl diese Informationen anonym gespeichert sind, ließen sich nach Ansicht der Jury dennoch bei einer Häufung von Gesundheitsdaten Rückschlüsse auf konkrete Personen ziehen. Bis heute war aus dem Gesundheitsministerium weder ein Kommentar noch eine Stellungnahme zu vernehmen.

Sachsen „brillieren“ bei Videoüberwachung

Ebenso befindet sich unter den diesjährigen Preisträgern das Innenministerium im Freistaat Sachsen. Dort ist den Preisverleihern die Videoüberwachung des Straßenverkehrs einen Big Brother Award wert. In Sachsen sammeln mobile wie auch stationäre Kameras biometrische Daten von Verkehrsteilnehmern – und zwar unterschiedslos. Egal ob Straftäter oder unbescholtener Verkehrsteilnehmer, alle gefilmten Personen werden durch den Gesichts-Scanner geschickt.

Die Preisverleihung wird deutlich wahrgenommen

Die Award-Verleihung bezieht sich nicht ausschließlich auf Unternehmen und Institutionen, die ihren Sitz in Deutschland haben. Auch ausländische Datensünder werden an den Pranger gestellt. So haben sich die chinesischen Internethändler Temu und Shein einen Negativ-Preis verdient, weil sie die Verantwortung bei der Geschäftsabwicklung auf ihre Kunden abwälzen. Markenrechtliche Klagen oder Zollgebühren bleiben so schnell mal beim Käufer hängen. Haben solche Preisverleihungen überhaupt Konsequenzen? Tchibo, Preisträger von 2004, hat seinerzeit den Handel mit Kundendaten beendet, nachdem dieser öffentlich wurde. Immerhin scheinen einige der großen Preisträger den Ernst der Veranstaltung einzusehen. So hatten sowohl die deutsche Telekom wie auch Microsoft persönliche Vertreter geschickt, um die fragwürdige Auszeichnung entgegenzunehmen.

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